Jährlich verlieren Entwicklungsländer allein durch Steuervermeidungstaktiken multinationaler Konzerne rund 100 Mrd. Euro. Für sie sind die Steuerverluste oftmals größer als der Mittelzufluss durch öffentliche Entwicklungsgelder. Diese Steuerverluste haben einen erheblichen negativen Einfluss auf die Lebenswirklichkeit von Millionen von Menschen z.B. wenn das Schul- und Gesundheitswesen unterentwickelt bleibt und keine soziale Absicherung gegeben ist. Eine dauerhaft nachhaltige Entwicklung ist in den betroffenen Ländern nur möglich, wenn sie selbst Steuereinnahmen mobilisieren können, die hoch genug sind, um öffentliche Güter wie Bildung, Basis-Gesundheitsdienste und andere Aspekte der öffentlichen Daseinsvorsorge sowie eine funktionierende Infrastruktur bereitzustellen. Ohne effizientere Steuerverwaltungen und faire Steuersysteme in den betroffenen Ländern wird dies nicht möglich sein. Aber auch die Industriestaaten stehen in der Pflicht die Voraussetzungen für gerechtere Steuerstruktur zu schaffen.

Im Nachgang zur Entwicklungsfinanzierungskonferenz von Addis Abeba und im Hinblick auf die deutsche G20-Präsidentschaft wollen wir die internationalen Steuerfragen in den Fokus rücken. Sowohl Entwicklungsländer als auch Industrieländer leiden unter Steuervermeidung und Steuerhinterziehung. Jedoch in unterschiedlichem Maße. Wo liegen die Unterschiede? Warum und in welcher Form profitieren die Industriestaaten von den derzeitigen Steuerregeln? Inwiefern kommt die Anti-BEPS Initiative der OECD/G20 den Belangen der Entwicklungsländer nach? Was sind die dringendsten Probleme bei der internationalen Besteuerung hinsichtlich der Benachteiligung von Entwicklungsländern? Wir wollen aber auch fragen welche Impulse die Aktionsagenda von Addis Abeba bei internationalen Steuerfragen bis jetzt geleistet hat und wie Entwicklungsländer zu einer effizienten Steuererhebung befähigt werden können?