Osnabrück. - Mit großer Sorge verfolgt das Kinderhilfswerk terre des hommes aktuelle Meldungen über die Ausbeutung syrischer Flüchtlingskinder in türkischen Textilfabriken. terre des hommes hat im Kinderarbeitsbericht 2016 unter dem Titel "Weil wir überleben wollen - Kinderarbeit unter den Flüchtlingen des Syrienkonfliktes" das Anwachsen von Kinderarbeit unter minderjährigen Flüchtlingen als Folge des Syrienkrieges in der Region Nahost sowie entlang der sogenannten Balkanroute dokumentiert.
"Unsere Recherchen in Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei haben ergeben, dass über die Hälfte der befragten Kinder mindestens sieben Stunden täglich arbeiten mussten", sagte Jörg Angerstein, Vorstandssprecher von terre des hommes. Ein Drittel der Kinder arbeitete an sieben Tagen in der Woche; die Jüngsten waren zwischen fünf und sechs Jahre alt. Zwar sind die Flüchtlingszahlen auf der sogenannten Balkanroute in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Das Problem der ausbeuterischen Kinderarbeit besteht aber weiterhin." Vor diesem Hintergrund erneuert terre des hommes den Appell an die internationale Gemeinschaft und die Mitgliedsländer der Europäischen Union, sich für das Wohl dieser Kinder einzusetzen und ein Vorsorge- und Kontrollsystem zu etablieren, das Kinder wirksam vor Ausbeutung schützt.
Der terre des hommes-Bericht belegt, dass seit 2014 auch immer mehr syrische Flüchtlingskinder in ihrer Heimat sowie in den syrischen Nachbarstaaten arbeiten, um das eigene Überleben sowie das ihrer Familien zu sichern. Oftmals seien gefährliche und ausbeuterische Arbeitsformen darunter. Kinder würden zum Beispiel auf Baumwoll- und Orangenplantagen, aber auch als Bettler auf den Straßen oder Kämpfer in bewaffneten Gruppen ausgebeutet. Mangelnde Finanzhilfen der Staatengemeinschaft, aufgebrauchte Reserven der Familien, die prekäre Gesundheitslage, der Verlust von Familienangehörigen und fehlende legale Arbeitsmöglichkeiten für erwachsene Flüchtlinge seien die Hauptgründe für diese Entwicklung.
Auch in Deutschland gibt es terre des hommes zufolge erste Hinweise auf die Ausbeutung syrischer Mädchen und Jungen. Es seien Einzelfälle bekannt, in denen Flüchtlingskinder im Drogenhandel oder in der Prostitution gelandet sind, um mit dem Geld ihre Familien zu unterstützen.
"Wir fordern umfassende Schutzmaßnahmen für alle Flüchtlingskinder, um Gewalt und Ausbeutung zu verhindern. Weiterhin sollten die Kinder an der Erarbeitung und Umsetzung dieser Maßnahmen beteiligt werden. Traumatisierte Flüchtlingskinder brauchen unbedingt psychotherapeutische Hilfen", so Jörg Angerstein.
Quelle: www.tdh.de