Freiburg. - Caritas international hat die kolumbianische Regierung zum konstruktiven Dialog mit allen Gruppen der Zivilgesellschaft aufgerufen und das gewalttätige Vorgehen von Polizei und Militär gegen friedliche Demonstrierende verurteilt. In den vergangenen Wochen waren durch exzessive Staatsgewalt 39 Menschen ums Leben gekommen, 30 Demonstrierende erlitten Augenverletzungen, 133 Mal wurden gezielt Schusswaffen eingesetzt, mehr als 1.000 Menschen wurden willkürlich verhaftet und eine hohe Anzahl von Menschen ist verschwunden.
"Die Zeit der Tatenlosigkeit muss enden, die kolumbianische Regierung ist aufgefordert, den Dialog zu suchen und den Prozess der Versöhnung ernsthaft einzuleiten sowie die Menschenrechte wieder zur Geltung zu bringen", sagte Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Dazu gehöre auch, friedliche Demonstrationen zu respektieren und staatliche Gewaltübergriffe zu verfolgen.
Das Land befindet sich nach 50 Jahren Bürgerkrieg und dem 2016 erfolgten Friedensschluss immer noch in einer sehr labilen Situation, in der die Aussöhnung kaum vorankommt und die Gewalt wieder zunimmt. "Kolumbien steckt in einer fundamentalen sozialen, ökonomischen und politischen Krise, die nur durch Reformen und echte Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen überwunden werden kann", so Peter Neher. Wichtig sei die Beteiligung auch der Indigenen und jungen Menschen im Land. "Caritas international unterstützt daher die aktive Vermittlerrolle zwischen nationalem Streikkomitee und Regierung, die die kolumbianische Kirche und die Caritas Kolumbiens Präsident Duque angeboten haben und bereits wahrnehmen."
Auslöser der Proteste, die vor allem in den urbanen Zentren Kolumbiens zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei und zum Einsatz von Militär führten, war eine durch die Regierung geplante Steuerreform. Sie sollte den durch die Corona-Pandemie in Schräglage gekommenen Staatshaushalt wieder ins Lot bringen. Schultern sollten diese Last jedoch vor allem die einkommensschwachen Schichten der Gesellschaft, was zu den Protesten führte.
Quelle: www.caritas-international.de