gfbv 200Göttingen. - Anlässlich des Unabhängigkeitstag der Vereinigten Republik Tansania am 9. Dezember macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen im Land aufmerksam. Die tansanische Regierung ziele auf die Vertreibung von etwa 150.000 Maasai aus der Umgebung des berühmten Serengeti Nationalparks. Für dessen Gründung hatte die britische Kolonialverwaltung sie bereits einmal vertrieben, teils in die Gebiete, die sie nun wieder verlassen sollen. Auch die Bundesregierung sei über ihre Projektpartner mittelbar an der Vertreibungskampagne beteiligt.

Das Vorgehen verstoße nicht nur gegen internationale Menschenrechte, sondern auch gegen tansanisches Recht: "Zwar hatte der Ostafrikanische Gerichtshof im vergangenen Jahr in einem Verfahren über Landstreitigkeiten im Grenzgebiet des Serengeti Nationalparks zu Ungunsten der Maasai entschieden", berichtete Christoph Hahn, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. "Die Berufungskammer hat dieses Urteil jedoch jüngst aufgehoben und den Fall an den Ostafrikanischen Gerichtshof zurückgewiesen. Nach Monaten des unermüdlichen Einsatzes für ihre Heimatgebiete ist das ein großer Erfolg und Hoffnungsschimmer für die Maasai und ihre rechtlichen Vertreter."

Einer dieser Vertreter der Maasai vor der Berufungskammer sei der Rechtsanwalt und Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2023, Joseph Oleshangay. Rund um die Preisverleihung am 10.12. wird Herr Oleshangay während einer Deutschlandreise vom 8. bis 16. Dezember bei Informationsveranstaltungen über die Menschenrechtsverletzungen gegen die Maasai berichten. Einen detaillierten Report zum Thema werde die GfbV in wenigen Tagen veröffentlichen.

Hahn erklärte weiterhin: "Für die tansanische Bevölkerung ist der Kolonialismus noch lange nicht aufgearbeitet. Noch immer kämpfen sie gegen die Symptome der Kolonialzeit an, die einfach nicht abklingen wollen. Während der deutschen Kolonialzeit begann eine Kette von Vertreibungen der indigenen Maasai. Ihre erzwungene Odyssee setzte sich während der britischen Kolonialverwaltung fort. Die tansanische Regierung, die die Maasai eigentlich repräsentieren sollte, vertreibt sie nun erneut – zugunsten eines falsch verstandenen Naturschutzes und eines touristischen Jagdgebietes."

Quelle: www.gfbv.de


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