Göttingen (epo.de). - Rund fünf Milliarden Euro werden jährlich in Deutschland an Spendengeldern unter anderem für wohltätige Zwecke gesammelt. Über die Verwendung dieser Mittel, über Organisationsstrukturen und die Erfolge von Hilfsprojekten informieren die spendensammelnden Organisationen in ihren Jahresberichten. Einen kritischen Blick auf die Qualität dieser Berichterstattung werfen jetzt Wirtschaftswissenschaftler der Georg-August-Universität Göttingen.

Um prüfen zu können, wie aussagekräftig die Berichte deutscher Spendenorganisationen tatsächlich sind, haben die Göttinger Forscher einen besonderen Kriterienkatalog und eine spezielle Erfolgsrechnung entwickelt. Mit ihrer Analyse wollen die Experten Orientierungshilfen für eine transparente Berichterstattung geben. Leiter des Projekts ist Prof. Dr. Lothar Schruff, Inhaber der Professur für Rechnungslegung und Prüfungswesen.

"Die aktuelle Vertrauenskrise im Spendenbereich verstärkt die Notwendigkeit für spendensammelnde Organisationen, ihre Arbeit freiwillig an objektiven Kriterien überprüfen zu lassen", erklärte Projektmitarbeiter Jan Simon Busse unter Anspielung auf den UNICEF-Skandal. So gewinne eine detaillierte und qualitativ hochwertige Berichterstattung über die Herkunft der finanziellen Mittel und den konkreten Einsatz der Spenden zunehmend an Bedeutung.

Bereits 2007 hatten die Göttinger Forscher mit Hilfe des Kriterienkatalogs und der Erfolgsrechnung gut 50 Spendenorganisationen eingehend analysiert. In diesem Jahr rechnen sie mit einer weiter steigenden Zahl von Interessenten. Erstmals können sich alle spendensammelnden Institutionen und Einrichtungen von den Experten bewerten lassen - bislang war dies nur auf größere humanitär-karitative Organisationen beschränkt.

Wichtige Beurteilungskriterien der Göttinger Wissenschaftler sind nach eigenen Angaben Verfügbarkeit, Aktualität und Kommunikationswert der Berichterstattung. Unter anderem werden dazu die Qualität des Tätigkeitsberichtes, die Erläuterungen zur Organisationsstruktur sowie insbesondere Umfang und Transparenz der Finanzangaben bewertet.

Darüber hinaus analysieren die Experten die Informationen zu Projekten, ihren Risikoeinschätzungen und zu internen Kontrollprozessen. Der Kriterienkatalog wird ergänzt durch die Erfolgsrechnung, die zum Beispiel Aufschluss darüber geben kann, wie hoch der Verwaltungskostenaufwand ist und welcher Anteil der Mittel tatsächlich in Hilfsprojekte fließt. Die Berechnungen orientieren sich dabei am Informationsbedürfnis der Spender und berücksichtigen gleichzeitig die Besonderheiten der jeweiligen Spendenorganisation.

Die Göttinger Forschungsergebnisse sind Maßstab für die Bewertung der Berichterstattungsqualität, auf die sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bei der Vergabe ihres Transparenzpreises stützt. Mit dem Preis wird auf freiwilliger Basis eine informative und qualitativ hochwertige Berichterstattung deutscher Spendenorganisationen ausgezeichnet.

2008 wird die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung zum vierten Mal vergeben. "In den vergangenen Jahren hat die Berichterstattungsqualität der Einrichtungen und Institutionen, die sich um den Transparenzpreis bewerben, nachweislich zugenommen", betonte Prof. Schruff. Das Göttinger Expertenteam stellt den jeweiligen Organisationen eine individuelle Stärken-Schwächen-Analyse zur Verfügung, um ihre Anstrengungen zur Qualitätssteigerung weiter zu unterstützen.

» http://www.uni-goettingen.de/


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