brasilien_kkw_angra_150Berlin. - Das in Brasilien geplante Atomkraftwerk Angra 3 ist aufgrund einer fehlerhaften und unvollständigen Sicherheitsanalyse genehmigt worden. Das belegt offenbar eine aktuelle Studie, die Urgewald und Greenpeace am Dienstag in Berlin vorstellten. So sei die technische Sicherheitsüberprüfung auf Grundlage von Daten eines nicht baugleichen Atomkraftwerkes erstellt worden. Die Umweltorganisationen fordern, die Bundesregierung dürfe den Bau von Angra 3 nicht wie geplant mit 1,3 Milliarden Euro absichern.

Schon bekannte Risikofaktoren wie die Erdrutschgefahr und Flugzeugabstürze seien in der Genehmigung nicht oder nur unzureichend betrachtet worden, kritisieren Urgewald und Greenpeace. Die Bundesregierung plane dennoch, den Bau von Angra 3 mit einer Bürgschaft über rund 1,3 Milliarden Euro zu unterstützen.

"Das Atomkraftwerk Angra 3 ist eine Gefahr für die Menschen in Brasilien. Die Sicherheitsanalyse ist mangelhaft, der Standort für ein Atomkraftwerk ungeeignet. Zudem ist der Reaktor bereits heute technisch veraltet", sagte Tobias Riedl, Atomexperte von Greenpeace. "Bundeskanzlerin Angela Merkel will dennoch mit einer Milliarden-Bürgschaft für den Bau dieses Risiko-Reaktors sorgen. Sie hat offenbar nichts aus Fukushima gelernt."

Der brasilianische Gutachter Francisco Correa zeigt laut Urgewald und Greenpeace in seiner Studie, dass die probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA) nicht speziell für Angra 3 angefertigt wurde. Stattdessen seien die Daten des deutschen Atomkraftwerkes Biblis B herangezogen worden. Die technischen Unterschiede zwischen den Reaktoren seien dabei unberücksichtigt geblieben. Ebenso wenig seien Daten des bereits in Betrieb befindlichen und baugleichen Kraftwerks Angra 2 in die Analyse eingeflossen. Zudem seien bekannte mögliche Unfallszenarien in der Genehmigung nicht betrachtet worden. So sei der Reaktor nicht gegen den Absturz eines Passagierflugzeuges geschützt.

Der Standort des neuen AKW verfehlt der Studie zufolge darüber hinaus Kriterien, die nach den geltenden Bestimmungen für den Neubau eines Atomkraftwerkes in Brasilien notwendig sind. Der Standort dürfe nicht in einer erdrutschgefährdeten Region oder in der Nähe größerer Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern liegen. Beides sei bei Angra 3 jedoch der Fall.

"Die Faktoren, die bei Fukushima zur Katastrophe geführt haben, sind auch bei Angra 3 gegeben. Dazu gehören falsche Annahmen, ein ungeeigneter Standort und veraltete Technik", sagt Barbara Happe, Brasilienexpertin von Urgewald. "Ein solch gefährliches AKW zu unterstützen ist verantwortungslos."

Die schwarz-gelbe Bundesregierung will voraussichtlich in den kommenden Wochen über eine Bürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro entscheiden, mit der die Fertigstellung von Angra 3 garantiert werden soll. Der Bau des Atomkraftwerkes wurde 1984 begonnen und zwei Jahre später wegen finanzieller Probleme wieder eingestellt. Seitdem werden die meisten Komponenten des Reaktors vor Ort gelagert. Nutznießer der Bürgschaft ist laut Greenpeace und Urgewald der französische Nuklearkonzern Areva.

www.urgewald.de
www.greenpeace.de

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