GTZBerlin (epo). - Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) sieht sich für die anstehende Reform der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aufgrund ihrer Regional-, Fach- und Managementkompetenz gut aufgestellt. Geschäftsführer Wolfgang Schmitt zeigte sich bei der Vorstellung des GTZ-Jahresberichts 2005 am Donnerstag in Berlin davon "überzeugt, dass die GTZ für aktuelle und zukünftige Herausforderungen gut gerüstet ist". Mit Umsatzerlösen von 876 Mio. Euro konnte das Vorjahresergebnis fast wieder erreicht werden (-0,4 Prozent).

Als "sehr erfreulich" bezeichnete Schmitt die sprunghaft gestiegene Geschäftsentwicklung bei GTZ International Services (GTZ IS). Der Auftragseingang von internationalen Auftraggebern konnte laut Geschäftsbericht gegenüber 2004 um 110 Prozent auf 451 Mio. Euro gesteigert werden. GTZ IS ist damit der wachstumsstärkste Bereich des Unternehmens.

Die GTZ war 2005 in 126 Partnerländern tätig. 1.402 Experten arbeiteten in 2.282 Projekten und Programmen, davon 352 in überregional angelegten Programmen und Projekten an verschiedenen Standorten in Deutschland. Hinzu kommen 8.189 einheimische Kräfte ("Nationales Personal") in den Partnerländern. In der Eschborner Zentrale waren 981 Personen beschäftigt.

Die Einnahmen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dem Hauptauftraggeber der GTZ, und von anderen Bundesressorts konnten gegenüber 2004 um 12,4 Prozent auf rund 778 Mio. Euro gesteigert werden. Der Geschäftsbereich GTZ IS verzeichnete nicht nur eine leichte Umsatzsteigerung (0,9 Prozent) auf 182,8 Millionen Euro, sondern konnte durch die Steigerung seines Auftragseingangs um 110 Prozent den Auftragsbestand auf 474 Mio. Euro mehr als verdoppeln.

VORBILDLICHES WISSENSMANAGEMENT

Die Anzahl der entsandten Fachkräfte stieg um 1,9 Prozent auf 1.050 (2004: 1.030). Die meisten davon (36,1 Prozent) arbeiteten in Afrika südlich der Sahara, rund 25 Prozent in Asien. Nach Sektoren verteilt waren die meisten Expertinnen und Experten im Bereich "Staat und Demokratie" tätig (30,7 Prozent), gefolgt von "Wirtschaft und Beschäftigung" mit 21,9 und "Umwelt und Infrastruktur" mit 20,6 Prozent.

Mittlerweile sieht sich die GTZ mehr und mehr als "Wissensbroker". Ein Beratungsunternehmen wie die GTZ sei "in besonderer Weise auf die Kompetenzen seiner Mitarbeiter und ihr Wissen angewiesen", erklärte Geschäftsführer Schmitt. Dieses Wissen müsse in die Geschäftsprozesse einfliessen. Daher mobilisiere das Bundesunternehmen Fach-, Methoden- und Prozesswissen in der internationalen Zusammenarbeit. Für dieses Wissensmanagement wurde die GTZ 2005 von Commerzbank, Financial Times Deutschland und dem Wirtschaftsmagazin "impulse" ausgezeichnet.

Die Steigerung im Geschäft mit deutschen öffentlichen Auftraggebern um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei im Wesentlichen auf Großaufträge des Bundesverteidigungsministeriums für Infrastrukturmaßnahmen wie Wohngebäude, ein Krankenhaus, Kläranlagen und Straßen in Afghanistan zurückzuführen, berichtete Schmitt. Immer mehr an Bedeutung gewinne auch der Bereich der Kofinanzierungen von BMZ-Vorhaben, etwa durch die niederländische Regierung im Bereich erneuerbare Energien oder durch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Die Einnahmen aus diesem Geschäftsfeld haben sich auf 47,2 Mio. Euro mehr als verdoppelt.

GTZ IS konnte den Auftragsbestand von 231 Mio. Euro (2004) auf 474 Mio. Euro steigern. Wichtigster Auftraggeber ist hier die äthiopische Regierung, die der GTZ nach ersten Aufträgen zum Bau billiger Wohnhäuser auch einen Großauftrag zum Aufbau von 13 Universitäten in Äthiopien erteilte.

PWC PRÜFT SYNERGIEPOTENTIAL IN DER DEUTSCHEN EZ

Nach den Worten des GTZ-Aufsichtsratsvorsitzenden Erich Stather, der Staatssekretär im BMZ ist, untersucht das Wirtschaftsberatungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers (PWC) derzeit die Qualität der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und eruiert dabei auch mögliche Einspar- und Synergieeffekte.

PWC entwickle entsprechende Vorschläge "unter dem Stichwort Verknüpfung von Finanzieller und Technischer Zusammenarbeit", sagte Stather. Nach der Vorlage des PWC-Gutachtens werde er zu Gesprächen mit der Führung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der GTZ und anderen Durchführungsorganisationen der deutschen EZ einladen, die "bis in den Herbst hinein" dauern könnten.

Derzeit säßen bei Regierungsverhandlungen des BMZ mit Partnerländern Vertreter von fünf oder mehr Durchführungsorganisationen mit am Tisch, in deren Zentralen Mitarbeiter über dieselbe Problematik nachdächten, sagte Stather. "Es wird ein Haufen Doppelarbeit gemacht!" Bei der Reorganisation seien "natürlich Synergieeffekte zu erwarten", antwortete der Staatssekretär auf die Frage, ob die EZ-Reform mit einem Stellenabbau einhergehen werde.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte der deutschen EZ in ihrem letzten Überprüfungsbericht 2005 eine mangelhafte strategische Ausrichtung bescheinigt. Kritiker wie Jens Martens vom Global Policy Forum halten dem BMZ Konzeptionslosigkeit vor. Die deutsche EZ sei aus Partnersicht "nicht mehr zeitgemäß", so Martens.

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