Forum UEBerlin (epo.de). - Zum Auftakt des "Europäischen Forums für nachhaltige Ländliche Entwicklung" der EU haben  Nichtregierungsorganisationen (NRO) und soziale Bewegungen in Berlin das neue Interesse der Entwicklungszusammenarbeit an der ländlichen Entwicklung in Afrika und anderen Kontinenten begrüßt. Zugleich forderten sie die Geber zu einem grundlegenden Strategiewechsel auf.

"Wichtiger als mehr Geld wäre eine Politik, welche die autonome Lebensweise kleinbäuerlicher Nahrungsmittelproduzenten nicht gefährdet", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von 50 Bauern, Hirten und anderen zivilgesellschaftlichen Konferenzteilnehmern aus Afrika, Asien, Nord- und Lateinamerika sowie Europa. Sie hatten auf Einladung des Forums Umwelt und Entwicklung auf einer Vorkonferenz ihre eigene Vision von ländlicher Entwicklung skizziert und Unterstützung für diese Vision gefordert.

"Die derzeitige Politik der EU wird in Afrika weder die ländliche Entwicklung beleben noch den Hunger bekämpfen", sagte Ndiogou Fall, Vorsitzender des westafrikanischen Kleinbauernverbands ROPPA. In den Verhandlungen über so genannte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) setze die EU die afrikanischen Staaten massiv unter Druck, ihre Agrarmärkte für Importe aus Europa zu öffnen. "Diese Abkommen werden wahrscheinlich mehr Hunger schaffen, als die Entwicklungshilfe zu lindern vermag", kritisierte Fall.

Eindringlich warnten die zivilgesellschaftlichen Organisationen auch vor dem Versuch der US-amerikanischen Gates und Rockefeller Stiftung und vieler staatlicher Geber, in Afrika eine "Neue Grüne Revolution" zu initiieren. "Die Erfahrung mit der Gentechnik zeigt überall, dass Kleinbauern davon nicht profitieren", erklärte Satheesh Periyapatna von der indischen Deccan Development Society. "Die Verschuldung, mitunter verschärft durch die hohen Kosten der Gentechnik, hat Tausende indischer Bauern in den Selbstmord getrieben."

Sof?a Monsalve von der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN wies auf die fortschreitende Enteignung von Bauern und indigenen Gemeinschaften hin. "Gewaltsame Vertreibungen sind weltweit an der Tagesordnung. Oft müssen Bauern und Indigene kapitalintensiven Plantagen oder Bergbau- und Staudammprojekten weichen, die zur Entwicklung und Armutsbekämpfung nicht den geringsten Beitrag leisten." Die von der Weltbank und anderen Gebern intendierte "Belebung" von Landmärkten werde das Problem verstärken. Das Menschenrecht auf Nahrung erfordere umfassende Agrarreformen und die Absicherung von Landrechten gerade für die Ärmsten auf dem Lande.

Mehr als 75 Prozent der Hungernden leben auf dem Land. Deshalb fordern zivilgesellschaftliche Gruppen seit Jahrzehnten mehr Aufmerksamkeit und Geld für ländliche Entwicklung. Mehr Hilfe werde aber nur dann fruchten, wenn sie mit einem grundlegenden Strategiewechsel einhergehe. "Die neue Agenda darf nicht auf neoliberalen Vereinfachungen gründen, sondern muss der komplexen Wirklichkeit sowie den Werten und Prinzipien ländlichen Lebens gerecht werden", so die Vertreter der zivilgesellschaftlichen Gruppen. Darin bestehe die Herausforderung der Konferenz.


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