MSFBunia/Berlin (epo.de). - Trotz eines Rückgangs akuter Kampfhandlungen wird das Leben der Zivilbevölkerung im Bezirk Ituri in der Demokratischen Republik Kongo weiter von Gewalt bestimmt. In einem aktuellen Bericht mit dem Titel "Ituri - die Zivilbevölkerung ist nach wie vor das erste Opfer" legt Ärzte ohne Grenzen Zeugnis von der anhaltenden sexuellen Gewalt und den humanitären Folgen der Militäraktionen ab, die 2007 im Rahmen des Friedensprozesses durchgeführt wurden.

Ärzte ohne Grenzen leistet seit vier Jahren medizinische Hilfe in der Region im Nordosten des Landes. Seit 2003 haben die Mitarbeiter mehr als 7.400 Vergewaltigungsopfer behandelt, überwiegend sind Frauen betroffen. Gut ein Drittel von ihnen, 2.700 Patienten, wurden in den vergangenen 18 Monaten versorgt. Derzeit kommen jeden Monat zwischen 50 und 120 Opfer sexueller Übergriffe zur Untersuchung. 

"Im Krankenhaus Bon March?, wo wir arbeiten, ist die Zahl der Untersuchungen wegen einer Vergewaltigung immer noch sehr hoch", sagte Bruno Jochum, Programmleiter von Ärzte ohne Grenzen in Genf. Fast die Hälfte der Vergewaltiger seien Mitglieder des Militärs oder einer Miliz. Zu den sexuellen Übergriffen kämen noch andere Formen von Gewalt hinzu, vor allem Folter und Erniedrigungen. Jede fünfte Patientin gebe an, zwischen zwei Tagen und mehreren Jahren entführt gewesen zu sein." Die Frauen berichten von ihrer großen Not und ihren Schwierigkeiten, nach Phasen von Gefangenschaft, in denen sie sexuell missbraucht und erniedrigend worden sind, wieder ein normales Leben zu führen.

"Die Zivilbevölkerung muss einen hohen Preis für die militärische Befriedung zahlen, denn sie wird von der jeweiligen Partei vor Ort beschuldigt, die andere zu unterstützen und muss daher willkürliche Vergeltungsmaßnahmen oder Strafen über sich ergehen lassen", beschreibt Jochum die Lage. So seien in dem Dorf Laudjo bei einer Offensive Anfang 2007 rund 85 Prozent der Häuser geplündert worden. Gewalt sei in Laudjo für Kinder unter fünf Jahren die Haupttodesursache. Übergriffe wie dieser ließen Zehntausende Dorfbewohner in Gebiete flüchten, wo ihr Leben auf ein bloßes Überleben reduziert sei.

Die rund 150.000 Vertriebenen in Ituri sind laut Ärzte ohne Grenzen besonders gefährdet, Opfer von Ausbeutung und Übergriffen zu werden. Sie seien außerdem so lange von humanitärer Hilfe abhängig, bis die Bedingungen für eine Rückkehr in ihre Dörfer wieder gegeben sind. Die medizinische und psychologische Versorgung müsse daher ausgeweitet werden. Die Behörden seien angesichts dieser extremen Not außerdem dazu aufgefordert, alles daran zu setzen, gewalttätige Übergriffe zu stoppen.

Der Bericht "Civilians still the first victims" kann unter www.aerzte-ohne-grenzen.de abgerufen werden.


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