MSFBerlin (epo.de). - Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat alle medizinischen Aktivitäten in Seleia im Nordwesten der sudanesischen Provinz Darfur unterbrechen müssen. Ursache sei eine große Offensive der sudanesischen Armee mit Unterstützung von Milizen in Nordwest-Darfur, teilte die Ärzte-Organisation am Mittwoch in Berlin mit. Die Militäroffensive sei "eine der brutalsten der vergangenen Jahre" gewesen und habe Tausende Menschen zur Flucht in den Tschad gezwungen.

In Seleia betreibt Ärzte ohne Grenzen seit 2006 ein Gesundheitszentrum. Mindestens 7.000 Menschen hätten sich aufgrund der Armee-Offensive ins Nachbarland Tschad geflüchtet, berichtete Ärzte ohne Grenzen. Insgesamt seien etwa 50.000 Personen von der Offensive betroffen.

"Ärzte ohne Grenzen ist über das Schicksal jener Menschen, die die Flucht in den Tschad nicht geschafft haben, extrem besorgt", erklärte Huub Verhagen, Leiter der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen im Tschad und im Sudan. "Viele Familien wurden während der Angriffe auseinandergerissen und wissen nun nicht, was mit den Familienmitgliedern passiert ist, die in Darfur zurückgeblieben sind." Zu den Flüchtlingen gehörten auch sudanesische Angestellte von Ärzte ohne Grenzen. Sie seien aus den nun völlig verlassenen Städten Abu Suruj, Sirba und Seleia in die Region Birak im Tschad geflohen.

Zeugenaussagen zufolge starteten die Angriffe am 8. Februar mit Bombardierungen aus der Luft. "Wir sahen zuerst Soldaten, die unsere Stadt umstellten; dann begannen sie, unsere Häuser zu plündern und in Brand zu setzen", sagte einer der Bewohner von Seleia, der nun in Birak angekommen ist. Das Gelände des Teams von Ärzte ohne Grenzen wurde ebenfalls angegriffen und geplündert, obwohl viele Frauen und Kinder im dortigen Gesundheitszentrum Zuflucht gesucht hatten. Außerdem berichteten Geflohene, dass sie auf ihrer nächtlichen Flucht in den Tschad von umherziehenden Milizen weiter angegriffen, bedroht und ausgeraubt worden seien.

Die Flüchtlinge im Tschad haben sich Ärzte ohne Grenzen zufolge unter Bäumen angesiedelt und haben nichts außer den Kleidern, die sie bei ihrer Flucht trugen. Das Team von Ärzte ohne Grenzen hat damit begonnnen, Verletzte, die dringend medizinische Versorgung benötigen, zu behandeln. Die unmittelbaren Prioritäten sind die Versorgung mit sauberem Wasser, medizinische Untersuchungen und die Verteilung von speziellen Decken, da diese Gegend des Tschad besonders kalt und windig ist.

Der Zugang zu der Region nördlich von El Geneina in Darfur sei den internationalen Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen seit Mitte Dezember 2007 systematisch verweigert worden, berichtete die Organisation weiter. Und dies obwohl sich die humanitäre Situation verschlechtert habe und Bedarf bestehe, die medizinische Lage - speziell nach den jüngsten Angriffen - zu evaluieren. Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt über diese Situation und forderte alle Kriegsparteien auf, einen freien und ungehinderten Zugang zu jenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen, die dringend medizinische Nothilfe benötigen.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten seit 2004 auf beiden Seiten der Grenze zwischen dem Tschad und der Darfur-Region im Sudan. In Seleia stellt Ärzte ohne Grenzen eine Reihe medizinischer Leistungen zur Verfügung, einschließlich Vorsorge für Schwangere und Chirurgie.

 www.aerzte-ohne-grenzen.de


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