msfMexiko City/Berlin (epo.de). - Auf der 17. Internationalen Aids-Konferenz hat Ärzte ohne Grenzen vor den tödlichen Folgen gewarnt, die der Mangel an medizinischem Personal in der HIV/Aids-Behandlung und -versorgung hat. Experten zufolge besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Regierungen und Geberländer. Diese müssten schnellstmöglich Maßnahmen einleiten, um medizinisches Personal zu halten und zu unterstützen, so die Hilfsorganisation.

"Im Bezirk Thyolo in Malawi hält eine einzige Krankenschwester 400 Patienten am Leben, indem sie die lebensnotwendige Behandlung durchführt. Ihr Grundeinkommen beträgt jedoch gerade drei US-Dollar pro Tag", erklärte Moses Massaquoi, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Malawi. "Es ist nicht akzeptabel, wenn Regierungen und Geberländer sagen, dass es nicht nachhaltig ist, ihr Gehalt zu erhöhen. Wer bereit ist, Medikamente zu finanzieren, der muss auch einen Weg finden, um Kosten wie Gehälter abdecken zu können."

Einen Schritt in die richtige Richtung geht Ärzte ohne Grenzen zufolge der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, indem er sich für die Stärkung von Gesundheitssystemen öffnet. Länder sollten diese Fördermöglichkeiten nutzen, um medizinisches Personal zu finden und zu halten. Nationale und internationale Finanzinstitutionen müssten Ausgabenbegrenzungen im Bereich Arbeitskraft und Löhne aufheben, sonst seien die Einstellung von Personal sowie Gehaltserhöhungen selbst mit zusätzlichen Geldern nur sehr eingeschränkt möglich.

Die wachsende Zahl an HIV/Aids-Patienten, die eine antiretrovirale Therapie begonnen haben, erhöht nach Angaben der Experten die Last auf das Gesundheitspersonal. Die Mitarbeiter hätten wenig Zeit für die Patienten. Dies könne zu niedriger Qualität und Unterbrechungen in der Behandlung führen, und Patienten würden durch die langen Wartezeiten mehr und mehr entmutigt.

"Es ist erschütternd zu beobachten, wie Menschen immer kränker werden und manchmal auch sterben, während sie Wochen oder Monate darauf warten, behandelt zu werden. Und das nur, weil es nicht genügend Personal gibt", sagte Mit Philips von Ärzte ohne Grenzen. "Gesundheits-Personal im südlichen Afrika ist überarbeitet, unterbezahlt und unterbewertet."

Ärzte ohne Grenzen und andere Organisationen führen Pilot-Projekte durch, um die Arbeit bei der HIV/Aids-Behandlung besser zu verteilen, vor allem in ländlichen Gebieten. Dabei werden unter anderem Aufgaben von Ärzten an Pflegepersonal übertragen. Durch diese Umverteilung sowie Training könnten Krankenschwestern und Laienberater bei gleicher Qualität mehr und schneller Patienten erreichen, wie Projekte in Malawi, Lesotho, Südafrika und Ruanda zeigten. Allerdings könne dies konkrete Maßnahmen gegen den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nicht ersetzen.

Noch immer erhalten 70 Prozent der Menschen, die eine HIV/Aids-Behandlung brauchen, keine antiretrovirale Therapie. Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen versorgt in 27 Ländern 140.000 HIV/Aids-Patienten, darunter 10.000 Kinder, mit antiretroviralen Medikamenten.

www.doctorswithoutborders.org/MexicoAIDSConference2008/
www.aerzte-ohne-grenzen.de

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