Foto: (von links) Trust Musiwa, Jenni Williams und Amy Agnew. Copyright epo.de/kb

Berlin (epo.de). - Die Menschenrechtsorganisation WOZA hat an die deutsche Öffentlichkeit und die internationale Staatengemeinschaft appelliert, dem in Simbabwe zwischen Regierung und Opposition geschlossenen Abkommen zur Teilung der politischen Macht nicht blind zu vertrauen und die notleidende Bevölkerung zu unterstützen. "Wir brauchen Ihre Hilfe dringend", sagte die Koordinatorin und Mitgründerin von WOZA, Jenni Williams, am Freitag vor der Presse in Berlin.

Jenni Williams ist vom Regime des früheren Freiheitskämpfers und jetzigen Staatspräsidenten Robert Mugabe in den letzten fünf Jahren mehr als 15 Mal inhaftiert worden. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Organsation "Women and Men of Zibambwe Arize" (WOZA) kämpft sie für die Verteidigung der Menschenrechte in dem von einer Hyperinflation und von politischer Unterdrückung gezeichneten Land im Südosten Afrikas. Am 16. November erhält WOZA den 5. Menschenrechtspreis der deutschen Sektion von amnesty international.

WOZA ist seit der Gründung im Jahr 2003 auf mehr als 35.000 Mitglieder angewachsen und setzt sich für eine Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation in Simbabwe ein. Jenni Williams, zuletzt im Sommer 37 Tage in Haft, kritisierte in Berlin, in der Weltöffentlichkeit werde zu sehr die Politik in ihrer Heimat in den Vordergrund gestellt, während die Alltagssorgen der Menschen kaum bekannt seien. Rund zwei Millionen Simbabwer müssten hungern, und selbst wer Geld habe, können in den Geschäften kaum Lebensmittel kaufen. Der Zugang zu käuflicher Nahrung sei auf diejenigen beschränkt, die einen Parteiausweis der von Mugabe beherrschten ZANU-PF vorweisen können.

In den letzten fünf Jahren seien Regierungskritiker gezwungen gewesen, mehr oder weniger im Untergrund zu leben, beklagte Williams. Zu Tausenden seien sie ins Gefängnis geworfen worden. Mugabe habe das Land 28 Jahre lang mit eiserner Hand regiert, doch jetzt müsse die ZANU-PF erkennen, "dass es so nicht weitergehen kann".

"Wir feiern das, es ist ein Zeichen der Schwäche von Mugabe", sagte Williams zur anstehenden Machtteilung der Regierung mit Oppositionsführer Morgan Tsvangirai vom Movement for a Democratic Change (MDC). Mugabes Macht sei damit "für immer geschwächt". Es bleibe jedoch abzuwarten, "wie machtvoll Morgan Tsvangirai werden wird".

Jenni Williams und WOZA-Mitglied Trust Musiwa, berichteten von einem ungemein brutalen Vorgehen der ZANU-PF-Anhänger. Einer 81jährigen Frau seien beide Arme abgetrennt worden, um sie für die Wahl der Opposition zu bestrafen. WOZA fordert eine grundlegende Reform von Polizei und Armee, um solche Gräueltaten künftig zu verhindern.

STRAFLOSIGKEIT BEENDEN

Amy Agnew, Simbawe-Expertin bei ai in London, nannte die Straffreiheit für solche Verbrechen ein zentrales Problem in Simbabwe. Nur durch die strafrechtliche Verfolgung der Täter könne die Vergangenheit bewältigt werden. Die vor allem seit Juni auftretende Gewalt gegen Oppositionelle war, so das Ergebnis einer ai-Delegationsreise, im wesentlichen vom Staat inszeniert.

Agnew zufolge ist die Bilanz erschreckend: Mindestens 165 Tote, mehr als 5.000 Verletzte, zahlreiche Fälle von Tötungen, Vergewaltigungen, Folterlager für Oppositionelle, Zehntausende mussten vor der Gewalt fliehen und leben bis heute in Lagern. Die Restriktionen für humanitäre Organisationen seien bis heute nicht überall aufgehoben, sagte Amy Agnew. Aufstands-Bekämpfungseinheiten der Polizei seien für die meisten Verbrechen verantwortlich.

Zur Forderung von Tsvangirai, die von der EU gegen die Mugabe-Regierung verhängten Sanktionen aufzuheben. sagte Jenni Williams, sie könne dies erst unterstützen, wenn die Anklagen gegen sie fallen gelassen würden. Auch die Wiederaufnahme der deutschen bilateralen Entwicklungshilfe ist für sie erst denkbar, wenn sichergestellt ist, dass die Verwendung der Gelder kontrolliert werden kann.

Trust Musiwa erklärte, viele Simbabwer sähen in Morgan Tsvangirai die einzige Chance für Wandel. Es sei jedoch ein Fehler, sein Schicksal in Hände von Politikern zu legen.

Foto: (von links) Trust Musiwa, Jenni Williams und Amy Agnew. Copyright epo.de/kb

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