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Brüssel/Hannover (epo.de). - Die europäischen Regierungen stellen immer weniger Mittel für Familienplanungsprogramme in Entwicklungsländern zur Verfügung. Das geht aus einer Euromapping-Studie hervor, die die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und das Europäische Parlamentarierforum (EPF) vor wenigen Tagen in Brüssel vorgestellt haben. Aktuell verfügbare Daten zeigen demnach, dass die europäische Entwicklungshilfe für Familienplanung und reproduktive Gesundheit im Jahr 2005 um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen ist – ein Rückgang um mehr als 160 Millionen US-Dollar.
Noch deutlicher werde dieser "besorgniserregende Trend", so die DSW, betrachte man den Anteil für Familienplanung und reproduktive Gesundheit an der gesamten europäischen Entwicklungshilfe für bevölkerungspolitische Programme. Im Jahr 2000 seien dafür noch 58 Prozent der Gesamtausgaben bereitgestellt worden, 2005 nur noch 24 Prozent. DSW und EPF appellierten daher an die EU-Staaten – insbesondere an die EU-Entwicklungsminister, "diese bedrohliche Entwicklung aufzuhalten".

MANGEL AN FAMILIENPLANUNG VERURSACHT LEID UND TOD

"In einer Resolution vom 4. September hat das Europäische Parlament dazu aufgerufen, die Mittel zur Bekämpfung der Müttersterblichkeit aufzustocken. Immer wieder erklären die europäischen Regierungen, dass sie sich für eine Verbesserung der reproduktiven Gesundheitsversorgung einsetzen wollen", sagte Anne Van Lancker, Mitglied im europäischen Parlament. "Aber wo bleibt das Geld, um den wortreichen Erklärungen auch endlich Taten folgen zu lassen?"

Der Bedarf an Familienplanung und eine sie begleitende Gesundheitsversorgung ist laut DSW nach wie vor enorm. "Weil Aufklärung und Verhütungsmittel fehlen, werden jedes Jahr etwa 76 Millionen Frauen in Entwicklungsländern ungewollt schwanger. Viele von ihnen entscheiden sich für eine Abtreibung, die aufgrund der schlechten Gesundheitsversorgung in armen Ländern jedoch häufig mit großen gesundheitlichen Gefahren verbunden ist." Jede Minute sterbe eine Frau an den Folgen von Schwangerschaft oder Geburt.

Die Euromapping-Studie fordert, die europäischen Regierungen müssten zu ihrem Wort stehen und Familienplanung und reproduktiver Gesundheitsversorgung höhere Priorität auf der internationalen Entwicklungsagenda einräumen. "Ohne die Gesundheit von Frauen und Müttern zu verbessern, haben arme Länder keine Chance auf Entwicklung", betonte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin Karen Hoehn.

Der Anteil der offiziellen Entwicklungshilfe (ODA) der EU an den weltweiten Hilfszuwendungen lag im Jahr 2007 bei 64 Prozent, so die Studie – vier Prozent mehr als im Vorjahr. In absoluten Zahlen jedoch sanken die europäischen Ausgaben um 1,6 Milliarden Euro. Griechenland, Österreich, Portugal und Italien gaben 2005 jeweils weniger als einen US-Dollar pro Kopf für reproduktive Gesundheit und HIV/Aids in armen Ländern aus. Der Beitrag Deutschlands lag bei zwei US-Dollar pro Kopf.

Die Euromapping-Studie analysiert die Ausgaben der europäischen Länder für bevölkerungspolitische Programme und Maßnahmen sowie für reproduktive Gesundheit in Entwicklungsländern. Darüber hinaus enthält die Untersuchung Empfehlungen an die EU-Staaten, um die Gesundheitssituation von Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern und so die Armut zu verringern.

--> Studie Euromapping 2008

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