whhBonn (epo.de). - Die Welthungerhilfe hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, sich stärker für die ländliche Entwicklung in den Ländern des Südens einzusetzen. "Ländliche Entwicklung ist in der Rede der Ministerin nur eine Randnotiz", sagte der Vorstandsvorsitzende der Hilfsorganisation, Hans-Joachim Preuß, anlässich der Regierungserklärung von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am Donnerstag im Bundestag. "Das ist angesichts von fast einer Milliarde hungernden Menschen weltweit der dramatischen Lage nicht angemessen." MISEREOR unterstützt die Forderung der Entwicklungsministerin nach der Einrichtung eines UN-Sicherheitsrates für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Auf dem Höhepunkt der Nahrungsmittelkrise auf dem UN-Gipfel in Rom Mitte vergangenen Jahres hatte die deutsche Bundesregierung angekündigt, 800 Millionen Euro zusätzlich zur Hungerbekämpfung einzusetzen. "Bis heute wissen wir nicht, ob die Hilfe bei den Menschen ankommt, die sie am dringendsten brauchen, den Kleinbauern und Landlosen in den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer", sagte Preuß. "Wie beim jüngsten UN-Treffen in Madrid bleibt es bei Lippenbekenntnissen und unverbindlichen Absichtserklärungen."

Wo Menschen hungerten, seien alle anderen Entwicklungsmaßnahmen zum Scheitern verurteilt, betone Preuß. "Zwei von drei Hungernden leben auf dem Land. Sie brauchen bessere Anbaumethoden, angepasstes Saatgut, einfache Bewässerungssysteme und Brunnen. Nur dann können auch die von der Ministerin zu recht in den Mittelpunkt gestellten Frauen sich und ihre Kinder ernähren."

Das Weißbuch des Entwicklungsministeriums 2008 sei angesichts der Ernährungs- und Finanzkrise überholt und müsse überarbeitet werden, forderte Preuß. Notwenidg sei vor allem mehr Transparenz und Verbindlichkeit über den Einsatz der Mittel. Der Schwerpunkt müsse klar auf Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung gelegt werden, "sonst werden wir das erste Millenniumsziel, die Halbierung von Hunger und Armut, nie erreichen.“

VERANTWORTUNG FÜR DEN SÜDEN WAHRNEHMEN

Das katholische Hilfswerk MISEREOR unterstützte die Forderung von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul nach der Einrichtung eines UN-Sicherheitsrates für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. In ihrer Regierungserklärung hatte die Ministerin eindrücklich darauf hingewiesen, dass die Erreichung der gesetzten Ziele einen dramatischen Rückschlag erlitten habe. So hätten die Krisen des letzten Jahres über 100 Millionen Menschen wieder in Not und Elend zurückgeworfen.

"Die Bundesregierung darf nicht nur einseitig die notwendige Rettung des Bankensystems im Blick  haben. Sie muss in dieser dramatischen Situation ihre internationale Verantwortung wahrnehmen und auch die Interessen des Südens bewahren", mahnte MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. "Es ist eine politische und moralische Pflicht, die eingegangenen Verpflichtungen einzuhalten und mit den Anstrengungen gerade jetzt nicht nachzulassen. Die Beteiligung der Bundesregierung am  Infrastrukturfonds der Weltbank mit 100 Millionen Euro wäre ein richtiger Schritt."

Wichtig sei aber auch zu begreifen, dass Hungerkrise, Klimawandel und Finanzkrise Ausdruck eines aus den Fugen geratenen Wirtschaftssystems seien und nicht allein mit noch mehr Geld zu bekämpfen seien. "So wichtig ein Festhalten an den eingegangenen finanziellen Versprechungen ist, sollten wir doch spätestens jetzt erkennen, dass eine umfassende Reform unseres Wirtschafts- und Finanzsystems notwendig ist, wenn wir gemeinsam auf diesem Planeten überleben wollen." Dazu seien neue Regeln und verlässliche Ordnungsrahmen für die Finanzwelt unter dem Dach der UN-Architektur und unter Einbeziehung der betroffenen Menschennotwendig, so Josef Sayer.

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