rog logoIslamabad/Berlin (epo.de). - Reporter ohne Grenzen (ROG) hat den Mord an dem pakistanischen Journalisten Musa Khankhel im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans verurteilt. Der Korrespondent des Senders "Geo News" und der Zeitung "The News" wurde am Mittwoch erschossen. Wenige Stunden zuvor hatte der 28-jährige Journalist über die Folgen der Einführung der islamischen Scharia-Gesetzgebung im Swat-Tal berichtet.

Vertreter der lokalen Regierung hatten mit Maulana Sufi Mohammad, dem geistigen Führer der Scharia-Bewegung "Tehrik-i-Nifaz-e-Shariat-e-Mohammadi" (TNSM), eine Vereinbarung zur Einführung der Scharia geschlossen. Anschließend veranstalteten Anhänger von Sufi Mohammad nach Darstellung von ROG in Matta einen "Friedensmarsch". Bei dieser Versammlung sei Musa Khankel entführt worden, wie einer seiner Kollegen berichtete. Khankels Körper wurde später in der Nähe von Matta aufgefunden. Bisher habe sich noch niemand zu dem Mord bekannt.

"Wir erklären unsere Solidarität mit den Journalisten in den Stammesgebieten, die ein weiteres Mal Opfer von Angriffen und Drohungen extrem gewalttätiger Gruppen geworden sind", erklärte ROG am Donnerstag in Berlin. "Journalisten in diesen Kriegszonen brauchen die Hilfe der Behörden und der internationalen Gemeinschaft. Sonst werden diese Regionen an der Grenze zu Afghanistan zu 'schwarzen Löchern' der Berichterstattung", warnte ROG. Die Journalistenvereinigung "Pakistan Federal Union of Journalists" (PFUJ) hat für den 19. Februar einen Protesttag angekündigt.

ANSCHLAG AUF PRESSECLUB

Ebenfalls am Mittwoch sei auch auf den Presseclub von Wana, der Hauptstadt des Stammesgebietes Süd-Waziristan im Verwaltungsgebiet Belutschistan, ein Anschlag verübt worden, berichtete ROG. Zehn Tage zuvor, am 8. Februar, wurde ein Fernsehreporter in der Stadt Mingora im Swat-Tal für einige Stunden entführt. Ein weiterer Journalist in der Orakzai-Stammesregion im Verwaltungsgebiet Belutschistan erhielt Morddrohungen.

Etwa zehn unbekannte und bewaffnete Männer hatten in der Nacht vom 17. auf den 18. Februar mehrere, um das Gebäude des Presseclubs platzierte, Sprengsätze gezündet. Das zweistöckige Gebäude wurde bei der Explosion total zerstört.

Der Präsident des Presseclubs erklärte in einem Interview mit ROG: "Das war ein Angriff auf die Pressefreiheit. Aber das wird die Journalisten in den Stammesgebieten nicht davon abhalten, weiterhin die Menschen zu informieren."

Der Präsident der Journalistenvereinigung "Tribal Union of Journalists" (TUJ), Sher Khan, forderte die Festnahme der Attentäter sowie einen besseren Schutz der anderen Presseclubs in den Stammeszonen. Nach Informationen von ROG besetzt die Armee einige Presseclubs in Städten, von wo aus sie Militäroperationen gegen die Taliban führt.

Seit 2005 ist die Mehrheit der Medienmitarbeiter/innen aus Wana geflohen. In jenem Jahr wurden zwei Journalisten aus einem Hinterhalt heraus ermordet.

Noorul Hasan, Mitarbeiter des Fernsehsenders "Royal TV" in Peschawar, wurde am Abend des 8. Februar in Mingora von maskierten Männern gekidnappt. Am nächsten Tag wurde er in Islamabad wieder frei gelassen. Die Entführer hätten ihm Fragen zu seinem Interview mit dem Sprecher der Taliban im Swat-Tal, Muslim Khan, gestellt, berichtete Hasan seinen Kollegen. Man habe ihn gefragt, wo er das Interview durchgeführt habe und warum er solche Personen interviewe.

Einige Journalisten aus Mingora beschwerten sich darüber, überhaupt keinen Schutz durch die Behörden zu erhalten. Ashfaq Bangash, ein Journalist des paschtunischen Senders "Khyber News" mit Sitz in der Region von Orakzai, erhielt mehrere Morddrohungen. Bangash ist der Cousin des am 24. Januar 2009 ermordeten Journalisten Aamir Wakil. "Beim letzten Anruf wurde mir angekündigt, dass meine Stunde geschlagen habe", berichtete Bangash ROG. Er solle seinen Beruf wechseln und sich einen Bart wachsen lassen, drohte man ihm am Telefon. "Was mir passiert, ist die Fortsetzung der Drohungen gegen meine Familie - denn wir sind Journalisten. Ich verlange von der Regierung, meine Familie zu schützen", erklärte Bangash.

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Pakistan auf Platz 152 von insgesamt 173 Staaten. Seit Beginn dieses Jahres wurden drei Journalisten getötet, im vergangenen Jahr sieben. "Damit ist Pakistan nach dem Irak weltweit das zweitgefährlichste Land für Medienmitarbeiter/innen", so ROG.

www.reporter-ohne-grenzen.de

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