oneBerlin. - Die deutsche Bundesregierung hat seit dem historischen G8-Gipfel von Gleneagles im Jahr 2005 nur 18 Prozent der seitdem zusätzlich eingesetzten Mittel für Sub-Sahara Afrika bereit gestellt. Zu diesem Ergebnis kommt die entwicklungspolitische Organisation ONE in ihrem jährlichen "DATA Bericht". In Gleneagles war vereinbart worden, mindestens die Hälfte der Mittel sollten an Afrika südlich der Sahara gehen.

"Dass Deutschland die in Gleneagles zugesagte Gesamtsumme um mehr als drei Viertel verfehlt hat, war bereits längere Zeit bekannt", erklärte ONE. Zusammen mit Frankreich und ‑ zu einem noch erheblicheren Ausmaß ‑ Italien trage Deutschland damit die Hauptverantwortung dafür, dass die G7 als Gruppe ihr Versprechen an Afrika nur zu 61 Prozent erfüllt hätten.

"Dass das zusätzliche Geld in fünf Jahren zu einem so geringen Teil nach Afrika ging, hat uns bei der Analyse der Zahlen selbst überrascht. Denn das steht im Gegensatz zu der von der Bundesregierung häufig beteuerten Schwerpunktsetzung auf die ärmste Region der Welt", sagte der Deutschlandchef von ONE, Tobias Kahler. Kahler begrüßte jedoch Signale des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dass die Zusagen für Afrika in den kommenden Jahren zu verstärkten Aufwüchsen führen sollen.

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in Nordafrika befürchtet die Lobby-Organisation ONE zudem, dass Sub-Sahara Afrika weiter aus dem Fokus Deutschlands rücken könnte, obwohl diese Region trotz starken Wirtschaftswachstums nach wie vor am massivsten von Armut und Klimawandel betroffen sei. "Wir müssen darauf achten, dass der arabische Frühling nicht zu einem Kälteeinbruch für den afrikanischen Sommer wird", warnte Kahler.

ONE kommt in der Bewertung der deutschen Entwicklungspolitik auch zu positiven Ergebnissen. So sei die Fusion der deutschen Entwicklungsorganisationen zur Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein wichtiger Schritt hin zu mehr Wirksamkeit der deutschen Armutsbekämpfung. Deutschland sei zudem international führend darin, innovative Finanzierungsformen für Entwicklungsarbeit zu erschließen.

Die G7/G8 wollten ihre Versprechen an Afrika bis zum Ende des Jahres 2010 einhalten. Dieser Zeitraum ist nun abgelaufen. Obwohl "nur 61 Prozent der zugesagten Erhöhungen tatsächlich geflossen sind", zieht ONE ein vorsichtig optimistisches Fazit der fünf Jahre nach dem Gipfel von Gleneagles. Mehr als zwei Drittel zusätzlicher Entwicklungsfinanzierung des letzten Jahrzehnts (68 Prozent oder 10,68 Mrd. US-Dollar) zu Gunsten der Region sei auf den Zeitraum 2005 bis 2010 entfallen.

Ein Großteil dieser Gelder floss ONE zufolge in intelligente Programme, die in Sub-Sahara-Afrika dazu beitrugen, dass der Malariatod von 750.000 Kindern verhindert wurde. 46,5 Millionen Kinder konnten in den letzten zehn Jahren zusätzlich eingeschult werden. Die landwirtschaftliche Produktivität stieg in 17 Ländern der Region um 50 Prozent.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents sei ebenfalls positiv, so ONE. Sie habe nach der Krise schnell wieder angezogen und werde bald wieder bei einem Wachstum von durchschnittlich sechs Prozent liegen. Die Mobilisierung nationaler Ressourcen in Sub-Sahara Afrika ziehe ebenfalls deutlich an: Sie habe sich zwischen 2004 und 2010 verdoppelt und liege damit beim Siebenfachen dessen, was die Region an Entwicklungsfinanzierung erhält.

Auf einen Blick: (in konstanten Preisen von 2010)
Höhe der G7-Zahlungen an Sub-Sahara-Afrika (SSA) 2004: 17,479 Mrd. US-Dollar
Versprochene Höhe der G7-Zahlungen an SSA für 2010: 35,7 Mrd. US-Dollar
Tatsächliche Höhe der G7-Zahlungen an SSA 2010: 28,676 Mrd. US-Dollar
Höhe Zahlungen Deutschlands an SSA 2004: 2,45 Mrd. US-Dollar
Versprochene Zahlungen Deutschlands an SSA für 2010: 6,72 Mrd. US-Dollar
Tatsächliche Zahlungen Deutschlands an SSA 2010: 3,43 Mrd. US-Dollar
Deutschland und Italien sind gemeinsam für rund 7,1 Milliarden US-Dollar des Ausfalls des G7-Versprechens verantwortlich. Quelle: ONE

www.one.org

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