misereorAachen. - Misereor bewilligt in diesen Tagen das 100.000ste Hilfsprojekt seiner Geschichte. Mit einer Gesamtsumme von 136.500 Euro untzerstützt das katholische Hilfswerk in diesem Fall ein Rehabilitationsprogramm für Kinderarbeiterinnen und Kinderarbeiter aus der Teppich- und Schmuckindustrie. Dieses Misereor-Projekt wird ebenso in Indien umgesetzt wie die allererste Hilfsmaßnahme der Aachener Organisation, bei der sich Misereor einst am Bau einer Krankenstation für Lepra-Patienten beteiligte.

"Damals wie heute befinden sich in Indien viele Menschen in existenziellen Notlagen", sagte der für Misereor zuständige Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen. "In einem Schwellenland wie Indien schockiert der extreme Gegensatz zwischen Reich und Arm, zwischen Wirtschaftswachstum und unvorstellbarer Armut. Familien kämpfen tagtäglich ums Überleben. Von der wirtschaftlichen Entwicklung sind viele Bevölkerungsgruppen weitgehend ausgeschlossen, mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Armut. Viele Menschen haben noch immer keinen Zugang zu ausreichender Gesundheitsversorgung und müssen sich im Krankheitsfall für eine Behandlung tief verschulden, was ganze Familien in den Ruin treibt. Deshalb dürfen wir in unserer Hilfe für den Subkontinent nicht nachlassen."

Naturgemäß hat sich im Laufe der Geschichte Misereors die Art der Unterstützung der Armen  gewandelt. Beim ersten Misereor-Projekt ging es in erster Linie um die Linderung fundamentaler Notlagen. "Augenblicklich haben wir sieben Kranke in einer erbärmlichen Lehmhütte liegen, die wir in der letzten Woche während des Unwetters fortbringen mussten, weil ihnen das Wasser schon bis zu den Knien stand", heißt es in einem Brief der indischen Partnerorganisation an Misereor aus der damaligen Zeit.

"Heute wird die Misereor-Projektarbeit mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe deutlich differenzierter gestaltet. Die Menschen werden darin unterstützt, sich zu organisieren und ihre Rechte gemeinsam aktiv einzufordern", betonte Erzbischof Thissen. Die Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren, die in der indischen Teppich- und Schmuckindustrie aufgrund von Armut zu harter Arbeit gezwungen sind, würden auf ihrem Weg hin zu einem menschenwürdigen Leben langfristig begleitet. Sie könnten nicht nur ihre grundlegenden Bedürfnisse befriedigen und erhielten die Möglichkeit zu Bildung und Ausbildung, sondern würden auch in die Lage versetzt, sich für ihre eigenen Rechte einzusetzen.

Bisher konnten in dem Projekt im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh 777 Kinderarbeiterinnen und Kinderarbeiter aus ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen befreit werden. Sie erhielten Zugang zu Bildungseinrichtungen und einer gesicherten Gesundheitsversorgung. Die meisten der Kinder sind in eigenen Komitees organisiert. Diese veranstalten Aktionen, um Kinder über ihre Rechte zu informieren und sie zum Schulbesuch zu motivieren.

Thissen: "Die Not in Indien fordert uns nach wie vor heraus. Es kann nicht angehen, dass noch heute Menschen an Mangelernährung und behandelbaren Krankheiten sterben. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Kinder in Indien arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen. Die Menschen in Indien haben das Recht auf menschenwürdige Lebensverhältnisse und eine sichere Zukunft!"

www.misereor.de

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