gfbvGöttingen. - Angesichts des zunehmenden Flüchtlingselends in der Sahara hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an EU-Außenministerin Catherine Ashton appelliert, sich engagierter für eine friedliche Beendigung des Tuareg-Konflikts einzusetzen. Durch die bewaffneten Auseinandersetzungen im Norden Malis sind der GfbV zufolge bereits mehr als 160.000 Menschen in die Flucht getrieben worden.

"Europa darf nicht länger wegschauen und Friedensinitiativen nur Frankreich überlassen. Wenn in der Sahara mehr als 160.000 Menschen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind, dann geht das ganz Europa an und nicht nur die ehemalige Kolonialmacht", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Im Norden Malis hatte es am vergangenen Wochenende heftige Kämpfe gegeben. Augenzeugen berichteten übereinstimmend, dass dort die US-Luftwaffe eingesetzt worden sei, um in einer Militärbasis bei Tessalit (nahe der Grenze zu Algerien) eingeschlossene Soldaten Malis mit Nahrungsmitteln aus der Luft zu versorgen. "Wenn dieser Konflikt weiter so eskaliert, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch bei Kampfeinsätzen ausländische Truppen gegen Tuareg aktiv werden", warnte Delius.

"Mit großer Besorgnis beobachten wir, dass die Armee Malis nun auch ihre Luftwaffe und Hubschrauber gegen die Tuareg-Freiheitsorganisation 'Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad' (MNLA) einsetzt. Denn die Gefahr, dass dabei auch Zivilisten verletzt werden, ist groß", sagte Delius. So habe der Außenminister von Burkina Faso am Montag bei einem Besuch in Mali dringend einen Waffenstillstand gefordert. Ein entsprechender Appell Frankreichs sei bislang unbeachtet geblieben.

"Für die Europäische Union scheint die Sahara ein weißer Fleck zu sein. Trotz der sich abzeichnenden humanitären Tragödie kommen von Brüssel bisher keine politischen Initiativen zur Eindämmung des Konflikts", bedauerte Delius. "Doch Nord-Mali ist nicht der Hinterhof Frankreichs. Ganz Europa muss ein Interesse daran haben, dass sich der Tuareg-Konflikt nicht ausweitet."

Währenddessen hält der GfbV zufolge die Massenflucht der Zivilbevölkerung aus der Region weiter an. So seien 81.000 Tuareg und Angehörige anderer ethnischer Gruppen innerhalb Nord-Malis auf der Flucht. Rund 80.000 Flüchtlinge hätten in den Nachbarstaaten um Schutz gebeten. In Mauretanien hätten bereits 31.000 Menschen Zuflucht gesucht. Täglich träfen dort rund 1.500 neue Flüchtlinge ein. In Algerien suchten 11.000 Menschen Schutz, in Burkina Faso 20.000 und in Niger 18.000 Flüchtlinge. Nur in den Niger habe sich die Fluchtbewegung deutlich verlangsamt, in allen anderen Nachbarländern träfen täglich hunderte neue Flüchtlinge aus dem Norden Malis ein.

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