suedsudan_150Göttingen. - Die internationale Gemeinschaft sollte den Regierungen des Sudan und des Südsudan mit Sanktionen drohen, falls sie nicht sofort zum Verhandlungstisch zurückkehren. Das hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen gefordert. Die Organisation warnte nachdrücklich vor einer humanitären Tragödie in Ostafrika, sollte es zu einem neuen offenen Krieg zwischen dem Sudan und Südsudan kommen.

"Ein Krieg würde die rund drei Millionen Menschen, die im Südsudan und im Grenzgebiet zwischen beiden Staaten zurzeit auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, in eine noch verzweifeltere Lage bringen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Schon deshalb darf die internationale Gemeinschaft nichts unversucht lassen, um einen offenen Krieg noch abzuwenden. Sie sollte daher auch zum äußersten Mittel greifen und den Regierungen des Sudan und Südsudan mit Sanktionen drohen, sollten sie nicht sofort zum Verhandlungstisch zurückkehren."

2,7 Millionen Menschen im Südsudan seien aufgrund dürftiger Ernten von internationaler humanitärer Hilfe abhängig, berichtete die GfbV. Außerdem gebe es in den Konfliktregionen Abyei, Süd-Kordofan und Blauer Nil im Grenzgebiet zwischen Süd- und Nordsudan 245.000 Flüchtlinge, die versorgt werden müssten.

"Mehr als 2,5 Millionen Tote im Südsudan durch Massenflucht, Vertreibung und Völkermord in den Kriegen mit dem Norden seit 1955 mahnen, dass es keine Alternative zu Verhandlungen über die noch strittigen Fragen zwischen dem Sudan und dem Südsudan geben kann", betonte Delius. Da die beiden Regierung offenbar bereit seien, ihre kriegsmüde Bevölkerung in einen neuen Krieg zu stürzen, müsse der internationale Druck auf beide Staaten erhöht werden.

Insbesondere der Südsudan könne möglicherweise in letzter Minute zum Einlenken gebracht werden, denn Sanktionen wie die Aussetzung von Entwicklungs- und Aufbauhilfe würden den jungen Staat empfindlich treffen, argumentiert die GfbV. So sei ihm allein von der Europäischen Union für den Zeitraum von 2011 bis 2013 Entwicklungshilfe in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt worden. Noch engagierter beteiligten sich die USA finanziell am Wiederaufbau des Landes. Südsudans Staatspräsident Salva Kiir hatte es am Donnerstag abgelehnt, seine Truppen aus dem besetzten Ort Heglig zurückzuziehen, und sich jede internationale Einmischung verbeten.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte am Donnerstag ein sofortiges und bedingungsloses Ende der Auseinandersetzungen zwischen Sudan und Südsudan gefordert. "Es besteht die Gefahr eines Krieges", warnte US-Botschafterin Susan Rice, die dem Gremium in diesem Monat vorsitzt. Der Rat rief die Regierungen beider Seiten dazu auf, ihre Truppen mindestens 16 Kilometer von der Grenze zurückzuziehen und an einem gemeinsamen Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teilzunehmen.

www.gfbv.de

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