misereorBonn. - Das katholische Hilfswerk Misereor hat im Jahr 2011 insgesamt 181 Millionen Euro eingenommen. Das teilte der neue Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel, bei der Jahrespressekonferenz seiner Organisation am Montag in Bonn mit. Neben 62,9 Millionen Euro aus Kollekten und Spenden wurden Misereor 107,4 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie 8,3 Millionen Euro aus kirchlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt.

Zu den Einnahmen zählen auch noch Zinsen und sonstige Erträge. Insgesamt bewilligte das Hilfswerk im Verbund mit der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE) im vergangenen Jahr für 1585 Projekte 169,9 Millionen Euro.  

Im Vorjahr hatte Misereor mit 75,5 Millionen Euro einen Spendenrekord verzeichnet. Doch waren die hohen Spendeneingänge im Jahr 2010 vor allem auf die Katastrophen in Haiti und Pakistan zurückzuführen. Rechne man solche Sondereinnahmen aus der Statistik heraus, habe Misereor sein Spendenergebnis in den vergangenen Jahren insgesamt steigern können, sagte Spiegel. Der Misereor-Chef zeigte sich erfreut, dass die Fastenkollekte in den katholischen Kirchengemeinden stabil sei und mit 17,5 Millionen Euro ein Ergebnis nahezu auf Vorjahresniveau erbracht habe.  

Gut ein Jahr nach Beginn der schweren Ernährungskrise in Ostafrika hat Misereor insgesamt   
6,15 Millionen Euro für Nothilfe sowie die langfristige Unterstützung von Dürrebetroffenen, Flüchtlingen, Vertriebenen und chronisch benachteiligten Menschen in Somalia, Sudan, Äthiopien, Kenia, Uganda und Tansania bewilligt. Das Hilfswerk konzentriert sich dabei in erster Linie darauf, Menschen für die nächste Dürre besser zu rüsten, etwa durch den Bau von Wasserrückhaltebecken, Regenwassertanks und Zisternen, nachhaltige Bodenbewirtschaftungsmethoden und Gemüseanbau in der Trockenzeit.   

Ähnliche Strategien seien auch in Westafrika in den Ländern der Sahel-Zone notwendig, betonte Spiegel. Zwar könne dort von derart dramatischen Dürre-Folgen wie vergangenes Jahr in Ostafrika nicht die Rede sein. Dennoch sei die Lage chronisch angespannt und werde immer prekärer. In Mali stelle sich etwa das Problem, dass aufgrund von politischer Krise und mangelnder Sicherheit der Transport von Lebensmitteln zum Teil so erschwert werde, dass nicht alle Bedürftigen mit ausreichenden Mengen versorgt werden könnten. "Auswirkungen des Klimawandels sind in diesem Teil der Welt in erschreckender Weise zu beobachten", warnte Spiegel. "Rasche Abfolgen von Dürren und Missernten stellen für die Bevölkerung Westafrikas, aber auch anderer Regionen des Kontinents eine große Gefährdung dar."    

Der Komplexität der Problemlagen in Ost- und Westafrika könne man nur mit umfassenden und vor allem langfristigen Strategien begegnen, so Spiegel. Denn neben dem Klimawandel führten auch der dramatische Anstieg der Lebensmittelpreise, politische Instabilität, nicht verlässliche Regierungen, mangelnde Sicherheitsstandards, Fluchtbewegungen sowie Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsschichten dazu, dass die Versorgung von Menschen in Trockenzeiten erschwert werde.  

Enttäuscht zeigte sich Spiegel vom Ergebnis des Nachhaltigkeitsgipfels Rio+20. "Die großen anstehenden Fragen wurden nicht wirklich angepackt. Konkrete Initiativen zur unmittelbaren Armutsbekämpfung, die für eine Aufbruchsstimmung hätten sorgen können, wurden gar nicht erst verhandelt. Wir wissen, dass gerechte Entwicklung und unser aller Überleben auf diesem Planeten ohne eine radikale Umkehr, auch ohne das Hinterfragen unseres Konsumverhaltens nicht möglich sein werden. Von den Regierungen können wir dazu im Augenblick scheinbar nichts erwarten, also sind wir alle gefragt", sagte der Misereor-Chef.  

www.misereor.de

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