weltrisikobericht_2012cover_100Bonn. - Eine zerstörte Umwelt trägt wesentlich zur Erhöhung des Katastrophenrisikos bei. Das zeigt der WeltRisikoBericht 2012, den das Bündnis Entwicklung Hilft am Mittwoch in Bonn vorgestellt hat. Der Bericht enthält eine alarmierende Bilanz: In der Dekade 2002 bis 2011 verursachten 4.130 Katastrophen mehr als eine Million Tote und einen wirtschaftlichen Schaden von mindestens 1,195 Billionen US-Dollar. Das größte Risiko, Opfer einer Katastrophe zu werden, tragen die Bewohner des Inselstaates Vanuatu.

Der Bericht enthält den WeltRisikoIndex, den das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) Bonn in Kooperation mit dem Bündnis erarbeitet hat. Der Index berechnet für 173 Länder weltweit das Risiko, Opfer einer Katastrophe als Folge eines Naturereignisses zu werden. Mit einem Wert von 36,31 Prozent ist demnach das Risiko für eine Katastrophe im pazifischen Inselstaat Vanuatu am größten. Malta und Katar haben mit einem Prozentsatz von 0,61 bzw. 0,10 Prozent das geringste Risiko weltweit. Deutschland liegt mit 3,27 Prozent auf Rang 146 und damit in der niedrigsten der fünf Risiko-Klassen.

"Der aktuelle WeltRisikoBericht führt uns plastisch vor Augen, dass Umweltzerstörungen im globalen Maßstab zunehmend auch zu einer direkten Gefahr für die Menschen werden", erklärte Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft. "Denn wo Hänge entwaldet sind, wo schützende Riffe, Mangroven und Feuchtgebiete degeneriert oder sogar komplett verschwunden sind, treffen Naturgewalten mit ungleich größerer Wucht auf die bewohnten Gebiete."

"Riffe und Mangroven bilden einen natürlichen Küstenschutz mit einer Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz, die 'graue Lösungen' wie Meereswälle und Wellenbrecher aus Beton niemals erreichen können", betonte Michael W. Beck, Meeresbiologe bei der Umweltschutzorganisation The Nature Concervancy (TNC). TNC war beim WeltRisikoBericht 2012 als Kooperationspartner für das Schwerpunktkapitel "Umweltzerstörung und Katastrophen" beteiligt.

"Der wechselseitige Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Katastrophenrisiko wurde von der Politik bislang zu wenig beachtet. Katastrophenprävention unter Einbeziehung 'grüner Lösungen' sollte zu einem elementaren Bestandteil der internationalen Entwicklungsverhandlungen werden. Denn Katastrophenschutz muss ein Recht für alle Menschen sein", forderte Bündnis-Geschäftsführer Mucke.

"Globale Hotspots des Katastrophenrisikos haben wir in Ozeanien, in Südostasien, im südlichen Sahel und insbesondere in Mittelamerika und der Karibik aufgezeigt. Dort trifft eine sehr hohe Gefährdung gegenüber Naturgefahren und Klimawandel auf sehr verwundbare Gesellschaften", sagte Jörn Birkmann, der wissenschaftliche Leiter des WeltRisikoIndex-Projektes an der UN-Universität in Bonn. "Ein solcher Risiko-Hotspot ist zum Beispiel Haiti. In Neuseeland und Haiti ereigneten sich kurz aufeinanderfolgend Erdbeben in vergleichbarer Intensität. Während Neuseeland 187 Todesopfer zu beklagen hatte, kostete das Erbeben in Haiti über 220.000 Menschenleben."

Das im Index berechnete Katastrophenrisiko wird bestimmt durch das Ausmaß, in dem Gesellschaften Naturgefahren wie Dürren, Stürmen oder Erdbeben ausgesetzt sind und durch den Grad ihrer Verwundbarkeit. Letztere hängt von gesellschaftlichen Faktoren ab – wie der jeweiligen Ernährungssituation, der öffentlichen Infrastruktur, der medizinischen Versorgung, der Regierungsführung, dem Bildungsniveau und dem Zustand der Umwelt.

"Der WeltRisikoBericht verweist uns auf die entscheidende Rolle verantwortlichen staatlichen Handelns bei der Katastrophenprävention und -bewältigung. Er macht die Wechselwirkungen zwischen Natur und Gesellschaft deutlich, die auch einen Schwerpunkt in der Arbeit unserer Stiftung darstellen", so Eberhard Neugebohrn, Geschäftsführer der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Die Stiftung hat die Erstellung des WeltRisikoBericht 2012 mit 25.000 Euro gefördert.

www.weltrisikobericht.de

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