mali_80Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor Entführungen von humanitären Helfern aus Europa im Norden Malis. "Wenn Hilfsorganisationen das Angebot der radikal-islamischen Ansar-Dine-Bewegung aufgreifen und Mitarbeiter nach Nord-Mali entsenden, ist deren Sicherheit nicht zu gewährleisten", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Die Lage in Nord-Mali ist für humanitäre Helfer viel zu gefährlich."

Es drohten Entführungen durch andere radikal-islamische Bewegungen, die gezielt versuchten, Europäer als Geiseln zu nehmen, um die Europäische Union zu erpressen, sagte Delius. Mit ihren Entführungen wollen sie nach GfbV-Angaben nicht nur Lösegeld zur Finanzierung ihres Terrors erpressen, sondern Europa auch dazu zwingen, von der geplanten Militärintervention in Nord-Mali abzusehen. "Wir raten daher dringend von jedem Aufenthalt von Europäern in der Konfliktregion ab", betonte Delius. 

Ansar Dine hatte sich Medienberichten zufolge am Dienstagabend gegenüber Vermittlern in Burkina Faso bereit erklärt, humanitäre Helfer aus dem Ausland in den von ihr kontrollierten Gebieten in Nord-Mali arbeiten zu lassen. Die Regierung Burkina Fasos bemüht sich seit Wochen um einen Dialog mit den islamistischen Bewegungen, um eine internationale Militärintervention zu vermeiden.

Vor allem wollen die Vermittler erreichen, die von dem Tuareg Ag Ghali geleitete Bewegung Ansar Dine aus der Umklammerung durch die Terrorgruppen "El Kaida im Maghreb (AQMI)" und "Bewegung für die Einheit des Jihad in Westafrika (MUJAO)" zu lösen. Doch die GfbV warnt: Ansar Dine habe sich bei den Verhandlungen zwar von "Terrorismus" und "Extremismus" distanziert, sei aber nicht bereit dazu, seine Kooperation mit AQMI und MUJAO aufzugeben.

"Wie gefährlich die Lage für ausländische Helfer ist, zeigen jüngste Entführungen im Nachbarland Niger", so die GfbV. Dort seien am 4. November fünf Helfer aus Nigeria freigelassen worden, die am 14. Oktober von MUJAO irrtümlicherweise entführt worden waren. Die Bewegung hatte eigentlich nach europäischen Geiseln gesucht, berichteten Zeugen. Ein sechster Mitarbeiter einer Hilfsorganisation aus dem Tschad sei bei der Entführung zu Tode gekommen. 

"MUJAO ist extrem gefährlich", sagte Delius. Sie habe bereits mehrere Geiseln getötet, zuletzt am 3. September den algerischen Vizekonsul Tahar Touati. Auch halte sich die Gruppe nicht an Absprachen mit Ansar Dine und tausche ihre Geiseln zuweilen auch mit AQMI aus.

www.gfbv.de

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