gfbvBerlin. - In Mali sind nach Angaben der Vereinten Nationen aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Islamisten, Regierungstruppen und französischen Einsatzkräften mehr als 30.000 Menschen auf der Flucht. Agenturmeldungen zufolge zogen sich die radikalen Islamisten aus mehreren größeren Städten im Norden Malis zurück. Beobachter warnen jedoch vor voreiligen Schlüssen über die Stärke der Islamisten.

Der Rückzug radikaler Islamisten aus mehreren Städten werde ihre Verfolgung weiter erschweren, warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. "Die Aufständischen verfügen über ausgezeichnete Ortskenntnisse in dem oft unwegsamen Gelände und dürften mit Luftangriffen kaum wirksam zu bekämpfen sein", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Denn Höhlen und Bergmassive böten wirksamen Schutz.

Der "taktische Rückzug" der Islamisten se erfolgt, weil sie in den Militärlagern in den Städten von französischen Kampfflugzeugen bombardiert wurden, so Delius. Die Islamisten hatten sich am Montag aus den zuvor von ihnen besetzten Städten Gao und Timbuktu zurückgezogen.

"Diese neue Wendung des Wüstenkrieges erhöht nochmals die Anforderungen an die EU-Ausbildungsmission für Malis Armee", ist die GfbV überzeugt. Malis Soldaten würden bei der Verfolgung der Islamisten eine noch zentralere Rolle spielen müssen, da Luftangriffe Frankreichs wenig Erfolg versprächen. Die EU-Ausbildungsmission für Malis Militär soll im Februar 2013 beginnen. Auch Deutschland will an der Mission mitwirken.

"Der Erfolg der Ausbildungsmission ist zweifelhaft, da ernste Bedenken bestehen, ob Malis Armee den hohen Anforderungen eines Wüstenkrieges gewachsen ist", erklärte Delius. "Denn schon die USA versagten kläglich bei ihrem im Jahr 2005 begonnenen Versuch, Malis Soldaten während fünf Jahren im Antiterrorkampf auszubilden." So seien die meisten der von US-Truppen ausgebildeten Soldaten mit Waffen und voller Ausrüstung zu den Aufständischen übergelaufen. Der in den USA ausgebildete Hauptmann Amadou Sanogo sei sogar zur tragischsten Figur Malis im Jahr 2012 geworden, weil er mit seinem Militärputsch im März große Geländegewinne der Aufständischen ermöglichte und auch im Dezember eine unrühmliche Rolle beim erzwungenen Rücktritt der Premiermisters Sheikh Modibo Diarra spielte.

"Die EU muss von diesen katastrophalen Erfahrungen der US-Militärs lernen, wenn die Ausbildungsmission erfolgreich sein soll", forderte die GfbV. Denn obwohl die USA seit dem Jahr 2005 mehr als 500 Millionen US-Dollar für die Antiterror-Ausbildung von Soldaten in Westafrika aufwendeten, hätten sie weder den Militärputsch in Mali im März 2012 vorhergesehen noch große Geländegewinne der Islamisten verhindern können.

"Dringend fordern wir mehr Transparenz bei der EU-Ausbildungsmission, um zu klären, ob Lehren aus dem Scheitern der US-Militärs gezogen wurden", sagte Delius. Ansonsten hätte diese Ausbildungsmission nur einen Feigenblattcharakter und würde nicht nachhaltig zur Stabilisierung Malis beitragen.

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