gfbvGöttingen. - Anlässlich des zehnten Jahrestags des Beginns bewaffneter Konflikte in Darfur (25. Februar) macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die anhaltende Gewalt und Straflosigkeit im Westen des Sudan aufmerksam. "Trotz zweier Friedensabkommen ist Darfur heute weiter denn je zuvor von einem dauerhaften Frieden entfernt", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Noch immer gebe es enorme Fluchtbewegungen und große Not.

Im Januar 2013 hätten erneut fast 100.000 Menschen vor der eskalierenden Gewalt die Flucht ergreifen müssen, so die GfbV. "Die internationale Gemeinschaft steht in Darfur vor einem Scherbenhaufen ihrer Politik. Zwar wurden im Weltsicherheitsrat mehr als zwei Dutzend Resolutionen verabschiedet und 16.400 internationale Blauhelmsoldaten und Polizisten in Darfur stationiert. Doch es ist nicht gelungen, die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen", erklärte Delius.
 
Der Darfur-Konflikt war am 25. Februar 2003 ausgebrochen, als sich Darfuris nach Jahrzehnten der Marginalisierung mit Waffengewalt gegen die sudanesische Armee erhoben. Die sudanesische Regierung reagierte mit einer blutigen Kampagne der Vergeltung, die nach Auffassung der GfbV in einen Völkermord mündete. Ihm seien inzwischen nach Schätzungen mehr als 400.000 Menschen zum Opfer gefallen. Von der sudanesischen Armee ausgerüstete und gesteuerte Milizen hätten mehr als 4.500 Dörfer zerstört, die Zivilbevölkerung ermordet oder vertrieben und ihre Brunnen vergiftet.
 
"Die von der sudanesischen Regierung schon vor neun Jahren versprochene Entwaffnung der Milizen ist bis heute nicht erfolgt", kritisierte Delius. Die gezielte Bewaffnung von nicht-staatlichen Akteuren durch die sudanesische Armee zeige auch heute noch katastrophale Folgen. So seien es vor allem Auseinandersetzungen zwischen arabischen Bevölkerungsgruppen um den Zugang zu Weideland, Wasser und um die Kontrolle von Goldminen gewesen, die die jüngste Flüchtlingskatastrophe im Januar 2013 auslösten. Diese zum Teil noch immer von der Armee unterstützten Milizen hätten vor allem in den Jahren 2003 bis 2006 afrikanische Bevölkerungsgruppen gezielt vernichtet oder vertrieben.
 
Es gebe aber auch noch immer Bombardements von Dörfern durch die sudanesische Luftwaffe, die die Zivilbevölkerung im Kampf gegen Darfur-Freiheitsbewegungen nicht schone, berichtete die GfbV. Mehr als zwei Millionen Menschen warteten in Flüchtlingslagern in Darfur oder im Tschad auf mehr Sicherheit, um in ihre zerstörten Heimatdörfer zurückkehren zu können.

Die sudanesische Regierung betreibe systematisch die Schließung der Flüchtlingslager, um den Eindruck von Frieden zu erwecken, kritisierte die GfbV. So müssten auf Anordnung der Behörden internationale Hilfsorganisationen ihre Arbeit in den Camps einstellen. Doch nur wenige Flüchtlinge könnten zurückkehren, da es keine Sicherheit gebe und ihr Land nun von arabischen Bevölkerungsgruppen kontrolliert werde. "Statt den Völkermord aufzuarbeiten und sich für eine Versöhnung zwischen Tätern und Opfern einzusetzen, werden die Ergebnisse des Genozids nun legalisiert und offiziell anerkannt", sagte Delius. "So wächst die Verbitterung unter vielen Darfuris und neue Konflikte sind vorprogrammiert."
 
Die Traumatisierung der Überlebenden des Genozids werde durch die mangelnde Strafverfolgung der Täter verschärft, berichtete die GfbV. So ignoriere die internationale Gemeinschaft die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den sudanesischen Staatspräsidenten Omar Hassan al Bashir sowie gegen einen früheren Minister und gegen Milizenchefs. Folgenlos bleibe auch, dass die sudanesische Regierung die Strafverfolgung für die Verbrechen in Darfur seit Jahren verschleppe, Zeugen einschüchtere, unabhängige Ermittler bedränge und Spuren verwische.   
         
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