Zentralafrikanische RepublikGöttingen. - Angesichts der Zuspitzung der humanitären und menschenrechtlichen Lage in der Zentralafrikanischen Republik hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen besseren Schutz für die dortige Zivilbevölkerung gefordert. Attentate, Folter und Rechtlosigkeit sind an der Tagesordnung. Frankreich bat die Vereinten Nationen um ein Eingreifen.

"Während die Welt wie gebannt auf die Syrien-Krise schaut, bahnt sich in der Zentralafrikanischen Republik eine Katastrophe an", warnte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Dringend müssen die bereits im Land stationierten 3.600 Soldaten und Polizisten der Friedenstruppen der Afrikanischen Union personell verstärkt und besser ausgestattet werden, um die Zivilbevölkerung wirksamer vor Willkür und Gewalt zu schützen." Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande hatte am Dienstagabend die Vereinten Nationen um Hilfe für die ehemalige französische Kolonie gebeten.

Politisch motivierte Morde, weit verbreitete Folter, Rekrutierungen von Kindersoldaten, Übergriffe auf Christen und Rechtlosigkeit hätten seit Übernahme der Macht durch die islamisch geprägten Seleka-Koalition im März 2013 massiv zugenommen, berichtete die GfbV. Mindestens 3.500 Kinder würden von bewaffneten Gruppen als Kindersoldaten eingesetzt.

"Gezielte Angriffe auf Kirchen und Christen, bei denen mindestens 15 Menschen getötet wurden, schürten bei Christen die Sorge vor einer gezielten Christenverfolgung", sagte Delius. Die Ernennung des neuen Innenministers Josué Binoua am Dienstag habe viele Christen zwar vorerst etwas beruhigt, aber die Lage bleibe gespannt. Binoua ist Pastor und Gefolgsmann des gestürzten Präsidenten Francois Bozizé. Katholiken und Protestanten stellen jeweils rund 25 Prozent der Bevölkerung, nur 15 Prozent sind Muslime.

"Auch die humanitäre Lage spitzt sich zu. So benötigen rund 1,6 Millionen Menschen nach den Verwüstungen des Bürgerkrieges der vergangenen Monate dringend humanitäre Hilfsgüter, doch Helfer haben aufgrund der schwierigen Sicherheitslage nur Zugang zu 20 Prozent des Staatsgebiets", berichtete Delius. Mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung seien von akuter Unterernährung bedroht.

Besonders kritisch ist der GfbV zufolge die Lage von 12.000 unterernährten Kindern. 206.000 Menschen, unter ihnen 100.000 Kinder, seien nach den Kämpfen und Übergriffen der Seleka im eigenen Land auf der Flucht, weitere 60.000 Menschen hätten in Nachbarländern Zuflucht gesucht. Allein für die Unterbringung der Binnenflüchtlinge würden mehr als drei Millionen Euro benötigt, doch aus dem Ausland gebe es keine Hilfszusagen. 

Die an Diamanten und Tropenholz reiche Zentralafrikanische Republik ist fast doppelt so groß wie Deutschland. In dem Binnenstaat leben jedoch nur rund 4,6 Millionen Menschen.

www.gfbv.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralafrikanische_Republik

 


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.